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Der olle Jupp

ist immer noch da


Heute vor 25 Jahren starb der großartige Joseph Beuys. Für meine Begriffe viel zu früh, denn eigentlich hätte ich ihn gern mal persönlich kennengelernt. So lerne ich ihn heute kennen. Und 2008. Mit Abstand.

Durch seine Arbeiten, aber auch durch Zeitzeugen, wie zum Beispiel im Skulpturenpark Waldfrieden letzte Woche. Da saß vorn ein äußerst kommunikativer Johannes Stüttgen, der mit seiner charmanten Art und unterhaltsamen Erzählweise genauso fesseln kann, wie sein Lehrer es konnte, wenn man sich alte Aufzeichnungen anhört (MP3). Leider war der Abend gerade dann zu Ende als es interessant wurde — als Stüttgen die Gegenwart und die damit verbundene Aktualität von Beuys’ Ansichten — erreichte. So endete sein Bericht mit den Worten »Es geht gerade erst los.« Bezeichnend.

Im oben verlinkten Beuys-Audio von 1978 spricht der Meister von ungefähr 30 Jahren zur Verwirklichung der sozialen Plastik. Schau an! Anschauen. Genau hinschauen. Darum geht es bei Beuys. Zusammenhänge erkennen. Fett ist nicht gleich Nahrung. Filz ist nicht gleich Isolation. Kupfer ist nicht immer plump der Leiter. Das ist pauschalisiert. Rationalisiert. Digitalisiert. Davon wollte Beuys weg. Eine maschinisierte Welt vermenschlichen. Organischer werden. 30 Jahre — und? Ist es besser geworden? Beuys meinte: »Wer keinen Humor hat, der kann auch nicht ernst sein.« Dieses Augenzwinkern findet sich in allen Werken, aber nur in Verbindung mit der ihm gebotenen Ernsthaftigkeit. Verbinden.

Arbeit und Kunst. Westmensch und Ostmensch. Rational und emotional. Der Glaube etwas verändern zu können: nüchtern, klar und geistesgegenwärtig. So klar, dass er verrückt sein hätte können. »Wer den Tod nicht kennt, der weiß nicht was denken ist.« Kunst entsteht vom Nullpunkt aus. Dazu muss man sich selbst treu werden. Man muss sich selbst begreifen. In der Aktion ist der Künstler selbst Gestaltungsgegenstand. In der sozialen Skulptur ist die Gesellschaft der Gestaltungsgegenstand. Der beuysche Kunstbegriff ist die Kritik an fremdbestimmter Arbeit. Unmenschlicher Arbeit.

»Neue Arbeit, neue Kultur.« heißt es inzwischen. Sind wir soweit? Technisch? Gesellschaftlich? Ich weiß es nicht. Ist das die Rache der Indianer? Vielleicht fehlen nur noch die Erdnüsse oder Senf. Vielleicht bringt die clownfischige Utopie Antworten und vielleicht trifft man dort im Laufe des Jahres auch Herrn Stüttgen noch einmal wieder. Wünschen würde ich es mir. Sowohl das Eine als auch das Andere — am Liebsten in Verbindung.

Der olle Jupp
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  • Weltwasserwoche 2009
  •  MKK Stipendium 2011

Christopher Reinbothe

Dipl. Kommunikationsdesigner
@phneutral
DE, NRW, Wuppertal

THE END

Jedes Ende ist auch ein Anfang sagt man und es gibt nichts, das man ewig haben kann.