Es ist im Moment echt erstaunlich was für eine Dynamik sich entwickelt hat. Wie viele Leute innerhalb weniger Tage die Onlinepetition unterzeichnet haben, wie viele Stimmen sich zum Thema äußern. Alles was ich sagen könnte habe ich inzwischen schon mehrfach gelesen und deshalb will hier nur die — meiner Meinung nach — interessantesten Artikel kurz vorstellen und verlinken. Die umfassendste Übersicht, die ich gefunden habe, findet sich im Datenschutzblog. Sie wurde schon mehrfach aktualisiert und versucht wirklich alle News und Meinungen zusammenzufassen.
Die Brisanz der Lage wird erkennbar, wenn man beobachtet wie viele Artikel in diesen Wochen mit den beinahe magischen Worten »Eigentlich äußere ich mich hier ja nicht politisch [âĦ]« beginnen. Zwei aus dieser Riege möchte ich hier ganz besonders ans Herz legen: Einen Schrei vom Popkulturjunkie, den ich vor allen Dingen als Herrscher über die Twittercharts kennengelernt habe. Seinen Ausbruch kann man im Endeffekt auf zwei Dinge beziehen: Die grassierende Verbotswut unter deutschen Politikern und die scheinbar allgegenwärtige Politikverdrossenheit der jungen Generation. Ich kann ihn (angesichts der letzten Tage) zumindest in Bezug auf den zweiten Teil beruhigen.
Auch Tapio Liller schreibt in seinem Blog »eigentlich nicht über Politik, aber was sein muss, muss sein.« So ließ ihm zum Einen ein Artikel von Sandra Kegel die Hutschnur platzen, zum Anderen ein Artikel von Susanne Gaschke zu einer Replik hinreißen. Beide nimmt er pointiert auseinander und weist auf die Engstirnigkeit der Autorinnen hin. Er fordert die Konservativen auf sich die Argumente der Technikfreaks anzuhören und vor allen Dingen mit dieser Schwarzweißmalerei aufzuhören.
Das Phänomen plötzlicher, digitaler, politischer Aktion wird auch vielfach kommentiert. Dazu hätte auch Jens Scholz — der in den letzten Wochen vor allen Dingen wegen seines detaillierten Aufsatzes »Warum es um Zensur geht« überall große Beachtung gefunden hat — fasst einen neuen Artikel geschrieben, wenn er es für nötig befunden hätte. Stattdessen zählt Thomas Knüwer die Petitionsunterschriften und überlegt, ob das Internet nicht doch auch in Deutschland als Organisationinstrument politisch interessierter und aktiver Menschen angekommen ist und Florian Blaschke stellt sich und uns die Frage »Wie mächtig ist das Netz?«.
Zum Schluss noch ein Lesetip für alle die sich immer noch fragen warum überhaupt so viele auf die Barrikaden gehen. Till vom doppelten Wortwert versenkt den unbescholtenen Bürger zurück in die Argumentationskiste.
Photos: »reversierte Überwachung« (Wuppertal 2009)
Dipl. Kommunikationsdesigner
@phneutral
DE, NRW, Wuppertal
Dieser Artikel ist mir was wert: