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Suchen ist Finden

Irgendwo hab ich es abgelegt, aber wo? Manches Mal wünscht man sich auch in der lieben Welt abseits des Rechners eine Suchfunktion. Es ist wahrscheinlich ein solcher Moment gewesen indem mir bewusst geworden ist, wie wichtig Suchen im digitalen Zeitalter sind. Mich bestärkt diesen Post für mein Blog zu verfassen hat mich zusätzlich ein Buch, das ich zur Zeit lese — nicht nur wegen der Lupe auf dem Cover. »Äkonomie der Aufmerksamkeit — Ein Entwurf« heißt es und beschäftigt sich mit den Problemen die uns die Informationsgesellschaft in Form von dauernder Datenflut beschert und wie wichtig es ist zu selegieren und das für uns Richtige herauszufiltern. Dennoch wird die Macht und Nützlichkeit der Suche (und damit der gezielten Auswahl von Objekten aus einer unübersichtlichen Masse an Informationen) von vielen immer noch unterschätzt, auch wenn sie sich selbst durch das Internet kaum noch anders navigieren. Nicht umsonst ist man in Japan dazu übergegangen nicht mehr die Adresse einer Webseite auf die Verpackung zu drucken, sondern die Suchbegriffe unter denen man das Produkt oder die Firma am Besten findet. Kürzlich war Google über T-online für ein paar Minuten nicht zu erreichen, sofort durchlief ein Aufschrei die Twittersphäre. So sehr verlassen wir uns inzwischen auf die Antwortmaschinerie mit den vielen o. Aber nur auf sie.

Suchfunktionen nutzen

So zumindest kommt es mir vor, wenn ich Mitmenschen bei ihrer Rechnernutzung zuschaue. Da werden Dateien von Hand gesucht, von denen man überhaupt keine Ahnung hat wo sie sind, weil man sie selbst nicht angelegt hat. Da wühlt man sich durch endlose Ordnerstrukturen, obwohl man den Dateinamen genau weiß und ihn viel schneller in ein Suchfeld eingetragen hätte. Auch die Funktion »Suchen und Ersetzen«, über die inzwischen jedes gängige Textverarbeitungsprogramm verfügt wird gnadenlos ignoriert, obwohl sie viele Prozesse zigfach beschleunigt. Man vertraut der Suche nicht und vor allen Dingen haben sich viele immer noch nicht von der — zwar hilfreichen, aber inzwischen überholten — optischen Metapher gelöst, auf der alle Betriebssysteme fußen: dem Büro. Zwischen Aktenordnern und in Karteikästen gibt es immer noch keine Schlagwortsuchfunktion, aber das digitale Büro bietet sie in vielfacher Ausführung und vor allen Dingen auch einen viel größeren Datenwust, durch den es sich zu kämpfen gilt.

Struktur

Deshalb ist es zum Einen löblich eine übersichtliche Ordnerstruktur zu wahren, aber zum Anderen viel entscheidender die Dateien schlüssig und eindeutig zu benennen. Dazu gehören auch Betreffzeilen von Emails und vor allen Dingen Dateien, die versandt werden, damit der Gegenüber diese auch in seinem System wieder finden kann. Denn das ist das eigentliche Problem: während man sich durch seine höchst eigene Ordnerstrukturen meistenteils traumwandlerisch sicher bewegt, kann das gesamte Konstrukt für einen Zweiten oder Dritten vollkommen kryptisch und unsortiert werden. Sogar wenn man zusammen an einem Projekt arbeitet und sich auf eine Art der Strukturierung geeinigt hat, so heißt es noch lange nicht, dass Dateien auch immer unbedingt dort liegen müssen wo man es — seiner eigenen Logik folgend — erwartet. Suchen auf der Festplatte — zum Beispiel dank Spotlight auf dem Mac — oder im LAN ist inzwischen ein sehr mächtiges Tool geworden.

Suchen im Internet

Was im kleinen Raum schon schwierig ist gewinnt im Internet immens an Bedeutung. Zwischen endlos vielen Seiten gespeist aus Millionen Datenbanken auf tausenden Servern die richtige Information zu erhalten gleicht der guten, alten Nadel im Heuhaufen. Dabei wird man als Suchender selten enttäuscht, kann aber durchaus Zeit sparen, wenn man weiß wie man suchen muss. Es gilt die richtigen Schlagworte zu wählen und sie in die passende Suchmaschine einzugeben. Denn auch hier sehe ich das blinde Vertrauen, dass in Googles Allwissen gesteckt wird, stellenweise kritisch.

Ich selbst nutze die Programmergänzung Inquisitor für das Suchfeld von Safari. Einerseits, weil es einen direkten Blick auf die ersten Suchergebnisse von Google oder Yahoo noch während des Schreibens werfen lässt, andererseits weil man andere Suchmaschinen mit Tastenkürzeln belegen kann und so direkten Zugriff auf diverse Suchroutinen und Datenbanken in nur einem Suchfensterchen hat. Neben den offensichtlichen Websuchmaschinen tummeln sich dort bei mir inzwischen auch Adressen, denen viele den Status Suchmaschine nicht anerkennen würden: die Wikipedia, Wissen.de, das Wörterbuch der TU Chemnitz, eBay, Amazon, die Suchfunktion von Twitter, 123People und Youtube (immerhin die zweitgrößte Suchmaschine der Welt hinter Google). Seit neustem natürlich auch WolframAlpha — und damit habe ich endlich den Bogen zum aktuellen Bezug dieses Artikels bekommen.

Ein neuer Wolf im Rudel

An diesem Wochenende war es endlich soweit. Der weltbekannte Mathematiker Stephen Wolfram öffnete die Tore zu seiner neusten Entwicklung. Seit Wochen wurde sie kreuz und quer durch die Nachrichten stoßen, jetzt ist sie wirklich online. WolframAlpha ist eine semantische Suchmaschine, das heißt sie versucht die Frage des Anwenders zu erkennen, zu deuten und dann gezielt zu beantworten. Anders als etwas Google spuckt sie nicht Links zu anderen Webseiten aus, sondern bereitet gefundene Daten optisch auf. So fragt Stephen im Begrüßungsvideo zum Beispiel nach dem Wetter in Springfield am Tag der Geburt von David Ortiz und bekommt neben allen möglichen wetterbezogenen Daten vom 18. November 1975 auch einen netten Graphen angezeigt.

So hat jede der aufgezählten Suchmaschinen ihre Spezialgebiete und es wäre ein Umweg Google zu nutzen, wenn ich nach einem bestimmten Buch suche, von dem ich weiß dass es sicherlich bei Amazon verkauft wird. Wer weiß, wo er was am Besten sucht, der kann seine Recherche gravierend beschleunigen.

Bildbeschleuniger

Für die Bildersuche zeigte mir Felix kürzlich ein geniales Tool: mit Cooliris macht es richtig Spaß sich im wahrsten Sinne des Wortes durch Bilderwelten zu navigieren. Gerade als Graphikdesigner ein immenser Vorteil, um schneller ansprechende Bilder zu finden, die aus der Masse hervorstechen.

Gerade in diesem Bereich liegt noch viel Zukunftspotential. Die Anfänge machen zur Zeit Googles Picasa und Apples iphoto, die ich in einem der letzten Posts schon bedacht habe. Gesichter werden in Photos erkannt und Menschen zugeordnet. Der Anfang der semantischen Bildersuche.

Mehr als lustiges Gezwitscher

Auch Twitters Suchfunktion wird unterschätzt. Trending Topics also Themen, die zu einer bestimmten Zeit eine besondere Beachtung erhalten, weil sie in besonders vielen Nachrichten auftauchen, spiegeln erstaunlich gut aktuelle und brisante Ereignisse wieder — schneller als jede Nachrichtenagentur. Sicherlich ist nicht immer alles richtig und auch viele Störgeräusche drumherum, aber für einen groben Eindruck — einen flüchtigen Hinweis auf ein Thema mit dem es sich genauer zu beschäftigen lohnt oder eben den umgekehrten Einblick: es ist überhaupt nicht lohnenswert — ist Twitter wunderbar.

Gefunden werden

Wichtiger als das Finden von Informationen im Netz ist für den Betreiber eines Onlineauftritts allerdings selbst im Wahnsinn des Angebots nicht unterzugehen. Diese Profession — Suchmaschinenoptimierung oder aus dem Englischen Search Engine Optimisation (kurz: SEO) genannt — erfreut sich in den letzten Jahren stetig steigender Beachtung. Nicht ohne Grund. Jede noch so kleine Dienstleistung wird heutzutage im Internet gegooglet — wie es so schön heißt.

Lokale Anbieter müssen digital erreichbar und vor allen Dingen auffindbar sein, um überhaupt wahrgenommen zu werden, auch wenn sie nur zwei Straßen vom möglichen Kunden entfernt wohnen. Dazu gehört es die eigene Internetseite mit den richtigen Suchbegriffen auszustatten, die Webseite selbst maschinenlesbar zu gestalten, aber auch auf den richtigen externen Seiten im passenden Kontext verlinkt zu werden. Denn Google und Co arbeiten inzwischen mit komplizierten Suchalgorithmen, die alle diese Informationen auswerten, bevor sie ein (aus ihrer Sicht) möglichst passendes Ergebnis auswerfen. Dabei gilt es zu bedenken, dass dies alles automatisiert, computergeneriert passiert und man selbst — als hoffentlich denkendes Wesen — immer noch einen Schritt voraus sein sollte.

Falls Sie mehr zu diesem Thema erfahren möchten können Sie mich gern ansprechen — Sie wissen wo Sie mich finden.

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Christopher Reinbothe

Dipl. Kommunikationsdesigner
@phneutral
DE, NRW, Wuppertal

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Jedes Ende ist auch ein Anfang sagt man und es gibt nichts, das man ewig haben kann.