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Islamisches Kairo

Ägypten 2009

Nachdem ich mich mit Friederike und Sebastians Hilfe zwei Tage lang im »normalen« Kairo eingelebt hatte, begann der touristische Part. Der erste Programmpunkt auf meiner für 10 Tage viel zu lang wirkenden Liste: Eine Tour rund um das islamische Kairo. In Begleitung von Michael, einem ausgebildeten Fremdenführer, besuchten Sebastian und ich zu erst die Citadelle Salah Al-Din.

Citadelle Salah Al-Din

Das auf einem Plateau über der Stadt liegende alte Gemäuer geht auf den bekannten Herrscher Saladin zurück, der sich auch für den Namen verantwortlich zeigt. Wegen des wunderbaren Blicks über die Stadt (das Wetter war gut: man konnte im Smog sogar die Pyramiden am anderen Ende erahnen) ist die Festung eine der bekanntesten Touristenattraktionen. Wir hatten — Dank Sebastian, der eine seiner Tonaufnahmen machen wollte — das Glück neben dem Panorama ein akustisches Schmankerl erleben zu dürfen: Gebetsruf hoch über den Dächern der Stadt. Es beginnt mit vereinzelten Gesängen von der einen oder anderen Ecke Kairos und pflanzt sich über die ganze Metropole fort. Die einzelnen Rufe gehen im gigantischen Kanon unter, bis nur noch ein einziger Lärm Klangteppich bleibt, der alle anderen Töne kurzzeitig verschluckt. Doch nicht nur der Blick von der Zitadelle aus ist den Besuch wert. Das Innere der Mohammed Ali Moschee, die im Zentrum des Komplexes liegt (deshalb ist ab und zu auch von Mohammed Ali Zitadelle die Rede), zeigt sich ebenso imposant. Sie ist äußerlich im osmanischen Stil gebaut, aber mit barocken Elementen dekoriert. Eine gewagte Kombination, die nur noch durch die Verkleidung des Innenraums mit Alabaster übertroffen wird. Daher auch der Name: Alabastermoschee. Neben der Größe hat mich aber vor allen Dingen der Uhrenturm im Innenhof fasziniert. Ein Geschenk der Franzosen, als Dank für den Obelisken von Luxor. Ein technisches Meisterwerk, das leider niemals seinen eigentlich Zweck erfüllte: Die Uhr funktionierte nie, hat nicht eine Sekunde gezeigt. Frankreich versprach eine Reparatur der komplexen Maschine, die sich aber auch im Sande verlief, und spendete stattdessen die Innenbeleuchtung der Moschee.

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Die Alabastermosche.

Sultan Hasan Moschee

Apropos Moschee davon gab es dann (nach kurzer Fahrt) direkt noch eine und zwar die von Sultan Al-Nasir Al-Hasan. Er ließ sie 1356 bis 1363 errichten, um sein eigenes Interesse an Gelehrsamkeit an das Volk weiterzugeben. Der Komplex besteht aus der eigentlichen Freitagsmoschee, dem Mausoleum des Sultans und vier Medresen. Medresen sind Unterichtsorte. Unterrichtet wurden in diesen Schulen die vier Riten des Islam, daneben aber auch Medizin und Astronomie. Ein imposanter Bau, der — ganz in der pharaonischen Tradition stehend — auf gigantische Höhen mit kleinen Details setzt. Unser persönliches Highlight hatte wiederum mit Sebastians Diplom zu tun. Nach einer kurzen Unterhaltung mit Michael gab uns ein Muezzin eine Kostprobe seiner Kunst. Auf Grund der wunderbaren Akustik des hohen Gewölbes halte der Gebetsruf klar und unberührt. Ganz und gar nicht schräg, schrill und blechern, wie es sonst oft in der Stadt der Fall ist. Prägnant artikuliert und mit einer beeindruckenden Hingabe.


Im Inneren der Sultan Hassan Moschee.

Gayer Anderson Museum
und Moschee von Ahmad ibn Tulun

Eine beeindruckende Sammlung von Fundstücken aus der ganzen Welt findet sich im Gayer Anderson Museum. Der britische Major und Orientfanatiker residierte in Kairo bis er — auf Grund von Krankheit — das Land verließ und seine Antiquitäten der ägyptischen Regierung vermachte. Das gesamte Gebäude verbreitet einen absoluten Indiana-Jones-Charme — afrikanische und asiatische Malereien, Möbel, Teppiche, Vasen und sogar eine Kopie der Nofretete machen jeden Raum zu einem Erlebnis — und es wurden auch schon Aufnahmen für James Bond (Der Spion der mich liebte) auf der Dachterrasse gedreht. Das Haus ist direkt an die Mauer der Moschee von Ahmad ibn Tulun gebaut. Die flächengrößte Moschee Kairos gilt als älteste in ihrer ursprünglichen Form erhaltene Moschee der Stadt. Bemerkenswert ist das Minarett von dem aus man einen sehr guten Blick über die gesamte Stadt hat.

Eine Kopie der Nofretete im Gayer Anderson Haus.

Totenstadt und Mohammad Ali Familien Gruft

Bedrückend ist die Fahrt durch die Totenstadt. Dort leben Menschen in und auf den Gräbern und Grabstätten des alten Kairo. Dennoch ist sie den Besuch wert. Die Familien Gruft von Mohammed Ali beherbergt zig wunderbar gestaltete Sarkophage, die durch kleine Buntglasfenster in faszinierendes Licht getaucht werden.

Obwohl zum islamischen Kairo eigentlich noch der Khan El-Khalily Bazar und die alte Stadtmauer Kairos gehören, machten wir uns auf den Heimweg. Die Füße schmerzten und wir hatten bereits genug Input für einen Tag gesammelt. Weitere Berichte von meiner Ägyptenreise gibt es wieder demnächst — Inschallah.

Reich verzierter Sarkophag in der Familien Gruft des Mohammad Ali.
Islamisches Kairo
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1 Kommentar

  1. Chrism

    so geeky das jetzt auch klingen mag … aber ich krieg bock Prince of Persia zu zocken :)
    Auch wenns ja wohl sehr staubig gewesen sein muss, rein visuell (abgesehen von den eher urbanen gefilden) ist das ganze schon sehr toll.
    Mehr PIX!

    Gruß
    Chris

3 Trackbacks

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